Raum-der-Stille
Ein Plädoyer für gedankliche Zwischenräume
Welcher Raum bietet sich wohl mehr an als ein stiller Ort – und nein, ich meine nicht das stille Örtchen (obwohl… vielleicht auch dieser) –, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen?
Ich denke eher an einen Ort der Ruhe. Gern in der Natur, abseits von Geräuschen, Reizen und Erwartungen. Und vor allem: mit sich allein. Ein Rückzugsort, an dem man einmal nicht muss, sondern einfach nur sein darf. Denn manchmal braucht es genau das: Platz. Platz im Außen, um Ordnung im Innen zu schaffen. Ein Ort, an dem sich die Gedanken – mal wirr, mal kreisend – sortieren, ausmisten oder in neue Bahnen lenken lassen. Haben Sie solch einen Ort? Einen ganz persönlichen Raum der Stille? Ich selbst habe keinen bestimmten. Hauptsache, ich bin allein.
Oft passiert es abends oder nachts im Bett. Mein Körper möchte schlafen, aber mein Gehirn hat noch Redebedarf. Dann weiß ich: Jetzt ist wieder Defragmentierungszeit (Defragmentieren – ein Begriff aus der IT. Daten werden neu geordnet, Lücken geschlossen, alles wird effizienter strukturiert – so ähnlich fühlt es sich im Kopf an.). In solchen Momenten greife ich oft zum Handy und notiere. Gedanken, Ideen, halbe Sätze, manchmal nur Wortfetzen. Am nächsten Morgen heißt es dann: sichten, sortieren, bewerten – die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Und oft stelle ich fest: Ein Großteil davon geht nicht ganz auf. Funktioniert nicht so, wie gedacht.
Aber immerhin: Er ist jetzt raus aus dem Kopf. Und das allein ist schon ein Gewinn. Denn mit einem leichten Kopf und neuer Klarheit lässt sich der Tag ganz anders beginnen – kreativ, offen und bereit für Neues.
