Achterbahn der Farben
Ein Buntstift erzählt
Nach fast drei Wochen nahezu ununterbrochenen Liegens gehen mir teils merkwürdige Dinge durch den Kopf. Daran möchte ich euch heute teilhaben lassen.
Ich fühle mich derzeit wie ein Buntstift in einem Federmäppchen:
So liege ich da – als dreikantiger Buntstift, stramm und geordnet im Mäppchen.
Ergonomisch korrekt auf eine Seite gedreht, in Rückenlage.
So kann ich nicht aus dem Mäppchen – äh, Bettchen – rollen.
Gefangen in einem kleinen Gummiband.
Nur selten werde ich benutzt.
Für aufwendiges Malen nach Zahlen oder aufregende Farbmandalas bin ich nicht zu gebrauchen.
Ich bin kein gewöhnlicher Buntstift.
Ich kann meine Farbe wechseln.
Eine besondere Gabe, mag man meinen.
Doch ich entscheide nicht darüber.
Es geschieht, abhängig vom Zustand meines Körpers oder meiner Seele.
Anfangs war ich rot – nicht lodernd wie das Feuer, sondern dumpf, schwer, wie das Blut.
Dann wurde ich gelb. Ein mattes, gewöhnliches Gelb.
Weder sonnig noch heiter.
Später überzog mich ein Blau.
Ein Blau, das allmählich dunkler wurde.
Zu einem nichtssagenden Grau.
Warum Grau?
Grau ist doch keine Farbe.
Und nun.
Ich bin noch nicht zu Ende.
Jetzt bin ich fast schwarz.
Schwarz wie die Stille.
Fast wie der Tod.
Ein paar der anderen Buntstifte gesellen sich zu mir.
Sie schenken mir ein bißchen ihrer Leuchtkraft.
Ein wenig Licht.
Hoffnung.
Ende.
(Keine Sorge – ich bin noch da. Ich beschreibe auf meine Weise nur, was in den letzten Wochen in mir vorging.)

Warum ich das hier in meinen Blog schreibe? Ich weiß es nicht genau. Vielleicht, weil es meine einzige Möglichkeit ist, zu verarbeiten, was in mir vorgeht. Vielleicht entdecke ich gerade auch eine lyrische Seite an mir.